Athen: Zwischen Ouzo und Akropolis

Sonne, mediterranes Flair, Verkehrschaos: die griechische Hauptstadt ist vom ersten Moment an ein Erlebnis der besonderen Art.

Athen, eine magische Stadt, ist die Wiege der Demokratie, und dazu muss man nicht erst die Akropolis erklimmen. Dennoch ist dieses unverwechsliche Symbol der Antike aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. natuerlich ein Muss fuer uns, denn abgesehend von von der beeindruckenden Architektur reicht der Ausblick von hier ueber die 5 Millionen-Metropole bis zum nahegelegenen Athener Stadtstrand.

Diejenigen, die der Stadt nicht so wohlgesonnen sind, beschreiben Athen gerne als Betonwueste, doch der fuer ein Abenteuer offene Reisende wird schnell hinter die zugegeben manchmal graue Fassade schauen. An jeder Strassenecke springt uns das jahrtausendealte Erbe der griechischen Hauptstadt geradezu entgegen. Vom Tempel des Zeus im Stadtzentrum bis zu den antiken Markthallen hat irgendwie alles einen besonderen historischen Charme, und wie selbstverstaendlich mixt sich hier die Moderne mit der Antike.

Jedes der Athener Innenstadtviertel hat seinen besonderen Flair. Zunaechst zieht uns zum hippen Kolonaki, wo sich unter anderem die von den Griechen nach wie vor vergoetterte Nana Mouskouri eine edle Villa hingesetzt hat, und wo sich eine neureiche Klientel in der Mittagspause zu einem Frappé trifft. Im Hintergrund bietet der steil aufsteigende Lykabettos-Huegel einen dramatischen Kontrast zu den umliegenden malerischen Wohngegenden. Und auch wenn es auf den ersten Blick abschreckend wirkt, ein Erklimmen dieses Berges lohnt sich voll und ganz, denn wenn man einmal oben angekommen ist, wird man mit dem besten Ausblick auf die Stadt belohnt. Und ein weiteres Café sowie eine typisch weiss angetuenchte griechische Kirche erhalten wir auch noch nebenbei zur Erholung. Je spaeter der Abend, umso mehr Verliebte und Mondsuechtige trifft man uebrigens am Fusse des Huegels an.

Weiter geht es am Syntagma-Platz vorbei, dem Sitz des griechischen Parlaments, wo man mehrmals am Tag extrem konzentriert dreinschauende Soldaten beim Wachwechsel in traditionellen Uniformen, bestehend aus rot-blauem Frackoberteil, weisser Strumpfhose und seltsam geformten Schuhen mit Plueschpuscheln zuschauen kann. Dann geht es rein in die Altstadt, an alten Villen vorbei in die Viertel Thissio und Monastiraki mit seinen Maerkten und byzanthinischen Kirchen bis in die Plaka, wo wir einige der aeltesten Athener Tavernen entdecken. Und als wir uns mittlerweile doch sehr hungrig wiederfinden, sind wir auf einmal mittendrin in der griechischen Seele, naemlich an ihrem Esstisch. Schnell wird uns bewusst, dass die grischische Kueche mehr zu bieten hat als bloss Gyros. Es ist nicht uebertrieben zu sagen, dass ein echter griechischer Gaumenschmaus erst komplett ist, wenn kein freier  Zentimeter Platz mehr auf dem Tisch zu finden ist. Vom frisch gebackenen Brot mit Tzatziki, gefuellten Paprika, Schafskaese, frittierten Zucchinibaellchen, Souvlaki, Kalamares ueber Moussaka bis zum traditionellen griechischen Salat darf es einfach an nichts fehlen, und natuerlich ist ein Ouzo als Aperitif und der eine oder andere ½ Liter-Krug koestlicher Hauswein nicht wegzudenken. Dabei ist der Grieche an sich wie wir bemerken gar nicht mal ein grosser Trinker verglichen mit seinen westeuropaeischen Nachbarn. Vielmehr liebt er seine Esskultur des Schlemmens in gemuetlicher Runde und ueber Stunden hinweg ueber alle Massen.

Ein Ausfllugstipp vor den Toren Athens zum Suedzipfel der Halbinsel Attika muss noch erwaehnt werden, hier befindet sich der Poseidontempel von Sounio, ein Anziehungspunkt nicht nur fuer Touristen aus aller Welt. Auch die Einheimischen haben sich hier ihre Wochenendhauser im mediterranen Flair hingebaut, auf dem Weg locken uns unzaehlige kafeneios, die traditionellen griechischen Kaffeehaeuser, unter deren Sonnenschirmen sich zu jeder Tageszeit die aelteren Herren der Gegend gemuetlich zu einer Runde dafli, dem Backgammon-Spiel, treffen. Und wenn am Abend in den bouzoukias alte griechische Lieder gespielt werden, planen wir bei einem weiteren Rotwein eine Verlaengerung unseres Trips.